Ärmel hochkrempeln und einfach los engagieren!
Ich mag Flensburg. Wegen der Küste, der Sprache, der Nachbarschaft zu Dänemark und wegen der Menschen. Ob zugezogen – so wie ich selbst – oder Original-Flensburger*innen: Ich habe den Eindruck, wem in Flensburg jeden Tag der frische Wind um die Nase weht, den pustet so schnell nichts um. Hier machen die Menschen viel eher mal den Mund auf, gehen für ihre Ideen auf die Straße und krempeln die Ärmel hoch, wenn ihnen was nicht passt. Flensburg ist eben nicht nur bunt, sondern auch engagiert!
Zugegeben: Bisher bin ich selbst kaum engagiert. Irgendeine Entschuldigung hatte ich immer, meist ein Projekt, denn ich bin selbständig. Aber jetzt habe ich mich selbst überlistet – mit meinem neuen Projekt #ImkeEngagiertinFlensburg. Zwölf Monate lang will ich mich jeden Monat für eine andere Sache/einen anderen Verein engagieren. Meine Regeln: Einsatzort Flensburg, max. 12 Stunden/Monat (inkl. Fahrtzeiten, Einarbeitung etc.), und ich mache nichts, mit dem ich als Selbständige meinen Lebensunterhalt verdiene.
Jeden Monat berichte ich an dieser Stelle von meinen Erfahrungen, und am Ende will ich mein Engagement-Jahr noch einmal zusammenfassen – in welcher Form, weiß ich noch nicht.
Ich gucke überall nur rein. Das ist etwas ganz anderes, als das zuverlässige Engagement, das viele andere leisten – und das zum Teil schon seit Jahren. Meiner Meinung nach ist es trotzdem auch eine Möglichkeit, sich einzubringen. Ich kremple jetzt zumindest die Ärmel hoch und probier’s einfach mal aus.
Ich freue mich auf alle, die mich über diesen Blog dabei begleiten – als Leser*innen und gern auch mit ihrer eigenen Meinung. E-Mail: kontakt@textspot.de
Imke
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Juni
16 Monate freiwillig engagiert
… meine Bilanz
Februar 2019 – das ist ja schon ewig her! Seitdem ist über ein Jahr vergangen und ein Virus hat unseren Alltag auf den Kopf gestellt. Aber etwas hat diese vergangenen 16 Monate für mich verbunden: Mein Fokus auf freiwilliges Engagement. Im Februar 2019 habe ich mein Projekt gestartet: #ImkenegagiertinFlensburg.
12 Monate wollte ich mich freiwillig engagieren. 12 Monate wollte ich unterschiedliche Organisationen und Einrichtungen in Flensburg kennenlernen, in denen freiwillig Engagierte aktiv sind. 12 Monate wollte ich herausfinden, ob es ein passendes freiwilliges Engagement für jemanden wie mich gibt: mit dem Bedürfnis nach viel zeitlicher Flexibilität, mit der Sorge vor einer „Vereinnahmung“ und trotzdem mit dem Wunsch, sich gesellschaftlich zu engagieren.
Aus den 12 sind am Ende 16 Monate geworden. Aufgrund des Coronavirus und alle seine gesellschaftlichen Begleiterscheinungen habe ich in den vergangenen Monaten immer einmal wieder improvisiert – einerseits, weil einige Einrichtungen in dieser Zeit nicht aktiv waren, andererseits, weil ich mich selbst erst einmal in dem neuen Alltag zurechtfinden musste.
Ich habe nicht alle meine Fragen abschließend beantwortet. Ich habe auch keine wissenschaftliche Studie zum Thema erarbeitet. Aber ich habe meinen Blick geschärft für freiwilliges Engagement und freiwillig Engagierte in Flensburg. Meine persönliche Bilanz:
Freiwilliges Engagement gibt ein soziales Zuhause
Wer freiwillig engagiert ist, „gehört dazu“. Einige Menschen, die ich kennengelernt habe, sind regelmäßig jeden Monat, jede Woche, einige sogar jeden Tag in einem Projekt freiwillig engagiert. Sie haben einen festen Platz in einer Gruppe oder einem Team. Ihre Beziehungen untereinander, ihr Wissen in ihrem Tätigkeitsbereich und ihre Verantwortung für ihre Aufgabe wachsen – oft über Jahre. Darüber hinaus können solche regelmäßigen Tätigkeiten Struktur und Bestätigung geben, die vielleicht an anderer Stelle im Leben fehlen.
Selbst bei nur punktuellem und zeitlich begrenztem freiwilligem Engagement entsteht oft ein Zusammengehörigkeitsgefühl. Häufig nach außen hin durch Team-Shirts sichtbar gemacht, schweißt das gemeinsame Erleben eines Events, zum Beispiel des Laufs ins Leben beim TSB oder der folkBaltica, zusammen. Dazu kommt der gemeinsam durchgestandene positive Stress, den solche Ereignisse ebenfalls meist mit sich bringen. „Weißt du noch…“ ist wohl einer der häufigsten Satzanfänge, wenn sich solche Engagierten-Gruppe nach einigem Zeitabstand wiedertreffen. Das strukturgebende Moment spielt hier eher keine Rolle.
Freiwilliges Engagement ist vielseitig
Ganz gleich, ob es um den Zeitaufwand, die Art und die Rahmenbedingungen der Tätigkeit, um Verbindlichkeit, Flexibilität oder den Organisationsgrad geht: Freiwilliges Engagement in Flensburg ist vielseitig – das hat schon der kleine Einblick in die „Szene“ bewiesen, den ich in den vergangenen Monaten bekommen habe. Möglichkeiten, mich freiwillig zu engagieren, gäbe es noch für viele weitere Monate. Kurz: Wer sich in Flensburg freiwillig engagieren möchte, findet auch eine passende Gelegenheit dazu. Einen guten ersten Überblick bietet die Ehrenamtsbörse auf diesen Seiten, in der sich etliche Organisationen präsentieren.
Freiwilliges Engagement ist notwendig
Sich für andere und für gute Ideen einzusetzen, ohne dafür Geld zu bekommen, ist für mich Grundlage unserer Gesellschaft, wie ich sie mir wünsche. Das fängt schon damit an, jemandem auf der Straße zu helfen, der den Weg nicht kennt, Nachbarn zu fragen, ob man etwas vom Einkaufen mitbringen kann oder Müll aufzusammeln und zu entsorgen.
Unter Ehrenamt oder freiwilligem Engagement verstehe ich aber eher strukturiertere Formen freiwilliges Engagement. Wenn Menschen sich in ihrer Freizeit mit ihren Ideen und ihrer Zeit für etwas einsetzen, dass ihnen wichtig ist, sie sich organisieren und Regeln des gemeinsamen Handelns aufstellen.
Kritisch wird es für mich jedoch, wenn andere Menschen grundlegend, also zum Beispiel für ihre Versorgung mit Lebensmitteln oder erforderlichen Dienstleistungen abhängig sind von dem freiwilligen Engagement anderer. Ich bin nach wie vor der Ansicht, dass solche ehrenamtliche „Jobs“ in bezahlte Stellen umgewandelt werden müssen.
Für mich persönlich geht es freiwillig engagiert weiter – allerdings sehr niedrigschwellig. Ich bin bei den foodsharern geblieben, bei denen ich mich jeweils flexibel für passende Abholtermine eintragen und mir jederzeit auch eine „Schlafmütze“ aufsetzen kann. Die Mütze, die dann mein Profilbild auf der Internetseite ziert, ist das Zeichen dafür, dass ich mich in einem bestimmten Zeitraum nicht engagieren werde. Und ich möchte mich immer einmal wieder punktuell freiwillig engagieren: gern beim nächsten Laufs ins Leben (TSB), bei der folkBaltica 2021 oder zu anderen zeitlich begrenzten Aktionen. Vielleicht treffen wir uns ja!
Danke, dass ihr mit mir durch mein engagiertes Jahr gegangen seid,
Imke